Diese wahre Geschichte habe ich beinahe vergessen mit dir zu teilen:
Es war ein ganz gewöhnlicherer Donnerstagabend im März. Mein Mann und ich waren gerade dabei, dass Abendessen vorzubereiten: frischen Fisch vom Markt mit Kartoffel - Karottenstampf. Plötzlich klingelte es. Für dich mag das etwas ganz Gewöhnliches sein. In Rheinbach im Meistermannweg ist es auch für uns ganz normal, dass jemand abends oder egal wann, an der Tür steht und klingelt. Hier im Engelenhof ist es noch außergewöhnlich, denn noch sind nicht alle Häuser bewohnt. Ich freue mich immer, wenn wieder Umzugskartons getragen werden. Das heißt für mich, es kehrt Leben in die Nachbarschaft ein. Bisher ist es noch recht ruhig. Alle, die schon eingezogen sind , müssen erst einmal ankommen, genau wie wir. Man lernt sich als Nachbarn noch kennen.
So kannst du dir vielleicht vorstellen, dass es überraschend war, die Klingel zu hören. ich bin sogar etwas zusammengezuckt bei diesem noch ungewohnten Geräusch. Ich fragte mich, wer das wohl sein möge. Der Postbote hatte Feierabend und konnte es nicht sein. Ich schaute meinen Mann verwundert an und ging zur Tür. Im Dunkeln blickte ich auf wunderschöne Blumen. Erst im zweiten Augenblick erkannte ich den Nachbarn von gegenüber aus Amsterdam. Ich konnte ihn kaum erkennen, denn er hielt einen großen Blumenstrauß in der Hand. Man konnte kaum sein Gesicht erkennen. Ich war verdutzt und fragte, was wäre? Er lächelte verschmitzt und antwortete in seinem limburgisch-freundlichen Dialekt: "Ich bin ehrlich. Wir haben so viele Blumen zum Einzug geschenkt bekommen. Wir fühlen uns wie in einem Blumenladen und wissen nicht mehr wohin." Jetzt lachte ich und konnte es noch immer nicht glauben. Was für eine gelungene Überraschung und vor allem eine tolle Idee. Zu dieser Zeit waren wir noch Hochrisikogebiet. Ich habe ihn nicht hereingebeten, so wie ich es ansonsten selbstverständlich tun würde. Das war sehr schade und machte mir deutlich, dass das Ankommen in einem neuen Zuhause nicht so leicht ist, in diesen Zeiten der Kontaktbeschränkungen. Die Freude über die gelungene Überraschung überwiegte und überrascht war ich auch über die Verpackung. Ich brauchte keine Vase, denn der Blumenstrauß war in einem einfachen Gefäß, welches in einer Papiertüte in Vasenform stand. Was für eine geniale Idee. Die Suche nach einer passenden Vase war nicht nötig. Vielleicht kannst du das auf dem Bild einmischen erkennen? Jedenfalls war ich glücklich. In diesem Moment stieg mein Glückshormonspiegel .
Glück entsteht im Gehirn
Ich liebe Überraschungen und liebe es, andere zu überraschen. Schon bei der Planung erlebe ich Vorfreude, die wiederum mein Herz schneller schlagen lassen, weil Glückshormone ausgeschüttet werden. Insbesondere spielt beim Erleben von Freude der Neurotransmitter Dopamin eine Rolle, einer von vielen Botenstoffen in unserem Gehirn. Diese Botenstoffe schlagen chemische Brücken zwischen unseren Nervenzellen und sind für die Informationsübertragung zuständig. Sie beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln. Wenn wir eine Überraschung planen, entstehen Glücksgefühle meistens aus einer Spannung zwischen Erwartung oder Vorfreude und deren Erfüllung.
Dopamin lässt uns nicht nur starke Glücksgefühle erleben, sondern erhöht unsere Aufmerksamkeit. Wir können Informationen schneller erfassen und verarbeiten und sind wacher.
Ich möchte mit dir eine Idee teilen, die mir auf meinem Weg in der Fastenzeit begegnet ist. Diese Idee braucht etwas Phantasie. Wie wäre es, wenn du einfach mal jemanden überraschst mit einer kleiner freundlichen Geste der Aufmerksamkeit OHNE, dass der/die Beschenkte weiß, wer ihn überrascht hat. Oftmals sehnen wir uns nach Bestätigung im Außen. Nur wenn wir diese erleben, fühlen wir uns gewertschätzt. Doch wie wäre es, wenn wir davon unabhängig wären, sozusagen frei? Mir fällt auf, dass die Blumengeschichte sich am Thankful -Thursday ereignete. Ich selbst hatte den ganzen Tag immer mal wieder darüber nachgedacht, wie ich jemanden überraschen könnte, ohne dass ich erkannt werden würde. Mir fiel nichts ein. Erst jetzt , während ich die Zeilen schreibe, habe ich eine Idee: ich werde dem immer freundlichen Personal im Biomarkt "Danke" sagen. Heimlich werde ich ein Blümchen mit einem „Danke, dass Sie immer so freundlich sind.“ bei meinem nächsten Einkauf hinterlassen. Wenn du keine Idee hast, wie du beim Überraschen unerkannt bleibst, dann überrasche mit einer einfachen Geste jemanden mit dem du lange keinen Kontakt hattest. Vielleicht verschickst du eine Email oder Postkarte mit einer lieben Nachricht. Oder aber du holst Ausschau nach einer dir unbekannten Person und wünscht ihr einen von Herzen kommenden schönen TagKleine Gesten haben schon eine große Wirkung. Lass deiner Kreativität freien Lauf.
Ich wünsche dir viele kleine Überraschungen im beginnenden Juni. Manchmal werde ich einfach vom Zauber der Natur überrascht. Von heute auf morgen scheint es, als würde die sommerliche Wärme endlich bleiben. Noch in der Blüte stehende Bäume bilden Früchte aus. Auch ich warte gespannt auf meine kleine Olivenernte auf der Terrasse und bin voller Vorfreude.
Herzliche Grüße, deine Susann
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