Noch immer finden psychische Erkrankungen in unserer Gesellschaft weniger Akzeptanz, wie körperliche Leiden. Ich möchte mit dem heutigen Beitrag ein Statement setzen: Kein Mensch sollte sich schämen, wenn er selbst oder Angehörige, unter einer psychischen Erkrankung leidet.
Jeden kann es treffen und zum Glück gibt es heutzutage professionelle Hilfe für Betroffene. Leider trauen sich Betroffene oftmals nicht, diese in Anspruch zu nehmen. Die Hürden sind zu groß. Gerade ältere Menschen zögern, denn früher waren psychische Erkrankungen ein Tabuthema-man redete nicht darüber. Falls auch du betroffen bist und noch zögerst, warte nicht. Einen offenen Beinbruch würdest du doch auch medizinisch versorgen lassen, oder?
Mit Kraft durch die Krise
Das ist das Motto der Aktionswochen rund um den internationalen Tag für psychische Gesundheit am 10. Oktober. In der Kraft bleiben - wie kann das funktionieren in Zeiten von “C“? Einen wichtigen Schlüssel hierzu sehe ich in der Stärkung unserer mentalen und emotionalen Gesundheit. Wir alle sind auf die eine oder andere Art betroffen. Ich habe dies deutlich gespürt, als ich mich entscheiden musste, ob ich alle Termine in Deutschland absage oder eben den Anweisungen der Einreiseregelungen folge, da auch Versailles zum Risikogebiet gehört. Es war ein komisches Gefühl, als ich mich in die Schlange der Menschen einreihte, die sich testen liessen. In diesem Moment wurde mir sehr deutlich bewusst, wie sich auch mein Leben verändert hatte. Das unbeschwerte Pendeln zwischen Rheinbach und Versailles gibt es im Moment nicht mehr. Das machte mich wütend und dann traurig. Hinter meiner Wut verbarg sich die Angst der Freiheitsberaubung. Das ist eine alte Angst, die sich zeigte. Doch ich gab mich dieser Angst nicht hin. Ich nahm sie wahr und dann lies ich sie weiterziehen, gleich den Wolken am Himmel.
Das gelang mir, indem ich mich für ein paar Sekunden bewusst auf meinen Atem konzentrierte und meine negativen Gedanken stoppte. Ich fragte mich, was denke ich da? Ist meine Freiheit jetzt in diesem Moment tatsächlich bedroht? Nein. Ich fühlte die Angst noch kurz in meinem Bauch und konzentrierte mich weiter auf meinen Atem. Ich sprach auch über dieses Gefühl mit meinem Mann. Es ist wichtig, dass wir unsere Gefühle nicht einfach wegdrücken, sondern sie wahrnehmen und benennen. Unsere Gefühlswelt ist bunt wie ein Regenbogen. Alle Gefühle dürfen sein und wollen gesehen werden. Das fällt oftmals schwer, doch man kann den Umgang mit Emotionen lernen, egal wie alt man ist.
Dankbarkeit
Rückblickend auf die Tage in Deutschland bin ich mit großer Dankbarkeit erfüllt. Ich habe meine Familie wiedergesehen und wir haben gemeinsam den für uns so wichtigen Tag der Deutschen Einheit gemeinsam verbracht. Allein dieser Tag war voller Emotionen, denn noch heute ist es für mich ein Wunder, dass der gesellschaftliche Umbruch passierte, und dann noch friedlich. Auch konnten die Wohlfühlabende im 8sam stattfinden. So gern denke ich an diese Abende zurück. Mehr denn je brauchen wir in Krisen das Gefühl, nicht allein zu sein und immer wieder die Erinnerung daran, was uns Kraft gibt. Ein bisschen war es wie Weihnachten, wurde ich doch mit kleinen Geschenken überrascht.
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich ein goldenes Schokoladenherz geschenkt bekommen und Brause-Bärchen mit einer selbstgebastelten Karte:
„ ICH BIN FÜR MEHR WUNDER UND FLAUSEN IM KOPF. FÜR MEHR BRAUSE IM HERZEN UND MUSIK IN DEN OHREN.FÜR MEHR FREI SEIN UND MEHR LEBEN.“
Liebe Grüße, Susann
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