Rückkehr

Die letzten Tage waren für mich sehr emotional. Von meiner Vorfreude hatte ich dir schon berichtet, und dass sich die Fahrt nach Deutschland wie eine kleine Weltreise anfühlen würde. Dieses Gefühl blieb. Wir entschieden uns abends loszufahren, um möglichst staufrei unterwegs sein zu können. Unser Navi zeigte uns eine Fahrtzeit von 5 Stunden an. Es war ein herrlicher Sommerabend. Wir hatten Glück und kamen ohne Verzögerungen aus Versailles und dann aus Paris heraus. Ich staunte über die herrlichen Wolkenspiele und die Weite. Es waren weniger Autos unterwegs als vor dem Lockdown. Lag es am Wochentag oder hatte sich das hohe Verkehrsaufkommen etwas beruhigt? In Belgien machten wir eine Pause und ich war überrascht, wie dicht die Reisenden im Schnellrestaurant zusammensaßen. Je weiter wir uns der niederländischen Grenze näherten, wurde es auf der Autobahn noch ruhiger. In Deutschland angekommen, freute sich mein Mann, etwas sportlicher unterwegs sein zu können, denn die konstante Geschwindigkeitsbegrenzung wirkte  ermüdend. Als ich das Hinweisschild für die Autobahnausfahrt RHEINBACH erblickte, hatte ich Herzklopfen. Wir hatten es geschafft und waren zu Hause angekommen. Ich hatte vergessen, wie ländlich Rheinbach doch liegt und genoß die frische Luft besonders und die Dunkelheit, die es in größeren Städten doch nicht so gibt. Noch immer spüre ich die Freude, als ich die Kinder wiedersah. Es war so ein besonderer Moment - Dankbarkeit und Liebe strömten einem Glücksrausch gleich durch meinen Körper. Wir waren alle unbeschadet durch diese Krise gekommen, die sich schon beinahe wieder unwirklich anfühlte. Ich muss an die vielen Menschen denken, die ihre Lieben oftmals jahrelang nicht wiedersehen. Ein Prozent der Weltbevölkerung ist derzeit auf der Flucht. Die meisten fliehen u.a.aus Afghanistan, Syrien, Südsudan, Irak. Nun, man könnte sagen, das es das schon immer in der Menschheitsgeschichte gab, und doch wünschte ich, es gäbe keine Fluchtursachen wie Armut, Perspektivlosigkeit oder Krieg. Ich kann mich daran erinnern, dass meine Oma mir erzählte, wie schlimm es für sie war, als mein Opa nach 2 Jahren aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde. Sie war einerseits voller Freude und Dankbarkeit. Andererseits waren sie sich fremd geworden und der Krieg hatte bei beiden Spuren hinterlassen. Meine Großeltern haben wieder zueinander gefunden und das Beste aus der Situation gemacht. Solch eine Herausforderung so zu stemmen bewundere ich.

Rheinbach hat sich etwas verändert. Die Menschen denen ich begegnete wirkten entspannter. Viele sagten, dass sie das Arbeiten von zu Hause genießen würden und sehr produktiv hierbei wären. Für mich war und ist das strikte Tragen einer Maske eine neue Herausforderung. Noch beschlägt die Brille und ich bin froh, die Maske abnehmen zu können.

Ich genieße es, direkt vom Haus, in die Natur gehen zu können. Wie schön liegt doch unser Zuhause. Auch genieße ich die „Größe“ unseres Reihenhäuschens. Dieses wirkt wie ein kleines Schloß im Vergleich zu unserem Apartment in Versailles. Mein kleiner Garten blüht. Er wurde liebevoll von meinen Eltern versorgt und nicht nur ich, sondern viele Vögle genießen ihn.

Ich wünsche dir eine genußvolle Woche, denn genießen können steigert das Wohlbefinden:)

Herzliche Grüße, Susann

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