Heute kommen die Gedanken von unserer älteren Tochter aus Wuppertal. Sie hatte mich gefragt, ob sie einen Gastbeitrag für meinen Blog schreiben dürfe. Es ist „Thanks-Thursday“. Worüber bin ich dankbar? Du wirst es unschwer erraten: ich bin dankbar für diese Idee!
„Ich schaue tatsächlich sehr selten Fernsehen. Ich bin eher so der Netflixtyp (Ja Mama ich habe alle guten Serien in Zeiten von Corona auf Netflix geschaut! ). Gestern habe ich allerdings zum allerersten Mal „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“, ein deutsches Musikformat, bei dem verschiedene Künstler zusammenkommen und Songs der jeweilig anderen performen, gesehen. Die Art und Weise ist dabei jedem selbst überlassen. An diesem Abend wurden die Songs von Max Giesinger u.a. von Patrick Kelly und LEA performt. Ich hatte in vielen Momenten Gänsehaut. Musik bewegt einfach. Als der Rapper MoTrip dann aber anfing „80 Millionen“ zu singen, kämpfte ich mit den Tränen und war vollkommen überwältigt. Bisher hatte mich das Lied noch nie emotional berührt. Was hatte MoTrip gemacht? MoTrip hat das Lied umgedichtet und seine Flucht als Kind aus dem Libanon zum Thema gemacht. Und da fing ich wirklich an nachzudenken – und ganz ehrlich ich habe mich geschämt! Am Mittag hatte ich noch überlegt, ob ich mir denn ein zweites Paar Sommerschuhe hole, damit ich die jetzigen nicht komplett abnutze. Ich hatte mich am Morgen beschwert, dass ich wieder so schlecht geschlafen habe. Das alles schien mir in diesem Moment absolut schwachsinnig. Ich hatte vergessen, wie gut es mir geht. Das ich ein Dach über dem Kopf habe, genug zu essen – man muss hierbei bedenken ich kann mich frei entscheiden, ob ich wohl das teure Obst hole, was sich länger hält oder doch günstige Bananen, die schneller braune Stellen bekommen. Ich kann nach draußen gehen, ohne auf einem Schlachtfeld zu stehen. Ich habe eine Familie, die mich über alles liebt. Ich habe alles, was der Mensch braucht, um zu überleben und glücklich zu sein. Ja, ich bin sehr reich. Aber eigentlich hatte ich einfach nur Glück hier geboren worden zu sein… es gibt so viele Menschen, die nicht dieses Glück hatten und sich auf den Weg machen, in der Hoffnung auf eine besseres Leben in einem sicheren Land. Und was passiert? Sie landen in einem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos oder sonst wo, wo sie keiner haben will. Wo die Menschen unter den unmenschlichsten Bedingungen warten – warten auf etwas Besseres, was jedoch schwierig ist, weil keiner diese Menschen will. Und gerade in der aktuellen Lage, in der fast ausschließlich von Corona die Rede ist, macht mich das wirklich traurig. Wenn ich denn mal Nachrichten schaue oder höre, ist meistens nur von Corona die Rede. Was ist aber mit den ganzen anderen wichtigen Themen passiert? Was ist mit den Flüchtlingen auf der griechischen Insel Lesbos? Was ist mit den ganzen Kriegen, die auf unserer Welt herrschen? Davon ist nur wenig bis gar nichts zu hören.
Vielleicht nehmen wir uns viel öfters mal die Zeit, uns umzugucken, zu realisieren und wertzuschätzen, wie gut es uns geht und dass es eben genug andere Menschen gibt, die dieses Glück niemals erfahren werden. Ich höre im Übrigen gerade das Lied von MoTrip und habe wieder Tränen in den Augen…“
https://www.youtube.com/watch?v=5NY-wlMbP4A
Dankbar, glücklich und reich beschenkt grüße ich dich herzlich aus Versailles, Susann
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