Gedanken am 20. März 2020
Es ist 17.15 Uhr und ich habe gerade Antenne Bayern gehört. Das ist Dank unserer vernetzten Welt hier in Versailles möglich. Seit dem 17. März 2020 wird immer um 17 Uhr eine neue Version der Bayernhymne ausgestrahlt. Das gesamte Team versammelte sich bei der Premiere vor 3 Tagen am Fenster und klatschte symbolisch Beifall für den Zusammenhalt. Alle Hörerinnen und Hörer sind dazu eingeladen, jeden Tag um diese Uhrzeit zu applaudieren und mitzumachen, als Zeichen, dass keiner alleine ist…. Ich hatte heute Gänsehaut beim Hören. Ein vergleichbares Erlebnis hatten meine Mutter und Freundin heute morgen im Rheinland. Um 8.45 Uhr wurde auf 178 Radiosendern dasselbe Lied gespielt: "You will never walk alone". Gänsehaut pur. Beide Frauen hatten Tränen in den Augen. Gerade in diesen außergewöhnlichen Zeiten brauchen wir positiven Zuspruch. Wie großartig, wenn Medien das nutzen! Auch gibt es viele weitere Aktionen für Gemeinschaft, Unterstützung und gegenseitiger Hilfe, die in den sozialen Medien organisiert werden. So habe ich heute in der Facebook-Gruppe „Nettes Rheinbach“ mitverfolgt, wie einem Gruppenmitglied geholfen wurde. Innerhalb kürzester Zeit kamen ernsthafte Antworten, wer beim Einkaufen helfen könnte und es wurde eine konkrete Unterstützung fest verabredet. Soziale Medien - Fluch und Segen zugleich. Was machen diese außergewöhnlichen Zeiten mit uns? Sie brechen Altes auf. Emotionen kommen hoch. Waren viele Herzen in einem Kokon?
Dankbarkeit und Offenheit
So bin ich heute am Weltglückstag voller Dankbarkeit, dass Menschen ihre persönlichen Möglichkeiten nutzen, um diese außergewöhnliche Zeit zu meistern und hierbei an andere denken. Dankbarkeit ist ein Schlüssel, um das Gefühl von Glück zu erleben. So gibt es viele verschiedene Routinen, Dankbarkeit einen Raum zu geben: sei es im Gebet oder bei Festen. Eine schöne Möglichkeit, den Fokus auf das Schöne zu richten und damit optimistischer durchs Leben zu gehen ist, ein Dankbarkeitstagebuch zu schreiben. Ich erinnere mich an ein Seminar für Studenten zum Thema Stressbewältigung. Ein Student der Wirtschaftswissenschaften empfahl seinen Kommilitonen das Schreiben eines Dankbarkeitstagebuches. Ich war beeindruckt. Leider beobachte ich, dass oftmals über die Jugend geschimpft wird. Die Fridays for Future mögen doch jetzt bitte mal etwas Sinnvolles tun und den Landwirten helfen, deren Erntehelfer ausfallen. Schade, dass die Schimpfenden nicht sehen, wie hilfsbereit gerade Jugendliche in Zeiten von Corona sind, nicht nur in der Nachbarschaftshilfe, sondern auch schon in der Landwirtschaft. Diesen Menschen wünsche ich, den Kontakt mit Jugendlichen zu haben, den ich erlebe. Jeder macht seine eigenen Erfahrungen und fällt darauf hin seine Meinung. So tut es gut, immer wieder einmal über den Tellerrand zu schauen und sich auf Neues einzulassen. Auch das ist ein Schlüssel zum Glücklich-sein, Neugierig bleiben und neue Erfahrungen sammeln. Vielleicht könnten ja die schimpfenden Erwachsenen, die auf Facebook unterwegs sind, auch mal die Beiträge von „Suche Hilfe bei…. „ verfolgen. Dann würde sich vielleicht die Meinung derer über die Jungen ändern. Denn gerade viele junge Menschen antworten auf diese Nachrichten.
Liebe
Heute morgen am Weltglückstag habe ich mir bewusst vorgenommen, Glücksmomente festzuhalten. Zunächst schien das schwierig. Ich liebe Spaziergänge in der Natur, doch leider ist der große Schlosspark geschlossen mit seinen wundervollen alten Bäumen. Auch dürfen wir uns im Moment nur 2 km von unserem Wohnort aufhalten für sportliche Aktivitäten und Einkäufe, sowie den Gang zur Apotheke und Bank. Hierfür muss man immer ein Formular ausfüllen, den Passierschein.
Auf meinem Weg durch die Straßen von Versailles Richtung Markt säumen am Straßenrand unter fein säuberlich verschnitten Alleen kleine Grünstreifen den Weg. Ich war überrascht. Normalerweise werden diese immer sehr kurz gehalten. Doch heute grünte und blühte es.
Auch entdeckte ich auf dem Gehweg mit Kreide gemalte Kunstwerke von Kindern, die mir ein Lächeln ins Gesicht zauberten. Ich erinnerte mich an die Zeit, als unsere Kinder klein waren und vor dem Haus spielten. Hier in Versailles ist das selten zu sehen.
Auf dem Heimweg kam mir ein altes Ehepaar entgegen. Hand in Hand, sich voller Liebe gegenseitig stützend. Ich hielt den vorgeschrieben Abstand ein. Wir lächelten uns zu. Ich sehe noch immer das Leuchten der alten Frau in ihren Augen. Ein liebevolles Leuchten war es für mich.
Lieben und Geliebt werden sind pures Glücksempfinden. Nicht jeder Mensch kennt dieses Gefühl. Manchmal kommt liebevolles Miteinander zu kurz. Ich wünsche uns allen in diesen außergewöhnlichen Zeiten ein liebendes Herz, welches hört, dass viele Herzen in Liebe schlagen.
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