Gedanken am 17. März 2020
Es ist Dienstag, der 17. März 2020, 12.38 Uhr. Wir haben seit genau 38 Minuten Ausgangssperre in Frankreich. Ausgangssperre als Maßnahme, um die virale Verbreitung von Corona einzudämmen, um Zeit zu gewinnen. Der französische Präsident spricht vom Krieg. Sprache ist mächtig. Was macht diese Formulierung mit Dir? Was macht es mit uns, wenn wir ständig Horrornachrichten hören oder lesen? Oder berührt uns das alles nicht? Ich versuche gelassen zu bleiben und doch spüre ich eine innere Unruhe. Eine innere Unruhe in einer Zeit, in der das öffentliche Leben zur Ruhe kommt. Viele Fragen kreisen durch meinen Kopf. Wann werde ich darauf Antworten finden? Oder werden sie unbeantwortet bleiben? Fragen über Fragen, wie beispielsweise: Wie gefährlich ist das Corona-Virus wirklich? Die Fachwelt ist geteilt. Politiker geben Ihr Bestes. Sie sind auf Berater der einzelnen Fachgebiete angewiesen.
Veränderung
Mein Alltag hat sich verändert. Ich sitze gemeinsam mit einem Teil meiner Familie an einem Tisch im Wohnzimmer. Wir alle arbeiten im Homeoffice. Für mich ist das nichts Neues. Mein Mann hingegen erlebt diese Art von zu Hause arbeiten zum ersten Mal in seinem Leben. Vielleicht gibt es ja zukünftig für mehr Menschen die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten. Vielleicht wird das in Zukunft normal. Vielleicht haben dann Eltern mehr Zeit für die Familie, denn der Arbeitsweg entfällt. Einmal die Woche. Vielleicht. Mehr Familienzeit. Das wäre prima. So wie zum Beispiel in den Niederlanden.
Unser Appartement hat drei Zimmer und doch fühlt es sich beengend an. Die neue Situation verlangt von uns allen viel Disziplin. Ich erinnere mich an meine Kindheit. Da gab es auch nur einen großen Tisch. An dem wurde gegessen, geklönt, Karten gespielt. Meine Großeltern erledigten an diesem einen Tisch alle schriftlichen Arbeiten. Jeden Montag traf man sich an diesem runden Tisch und hielt Rückblick, um einen Überblick über die Finanzen zu haben. Mein Opa war ein gewissenhafter Kaufmann. Meine Mutter und ihre Geschwister machten an diesem Tisch alle zusammen Hausaufgaben. Man war viel mehr miteinander. Nun, man ging sich auch einmal auf die Nerven, aber dann ging man eben einfach an die frische Luft. Raus aus der Situation.
Achtsamkeit in verrückten Zeiten
Wie wird das bei uns werden? Man darf nur mit einem Passierschein das Appartement verlassen. Wir werden nachempfinden können, wie das ist, wenn man in seiner Freiheit eingeschränkt wird. Diese Einschränkung soll auf 15 Tage begrenzt sein. Das ist übersichtlich und doch wird es eine Herausforderung. Wir sind es nicht gewohnt, uns einzuschränken. Alles muss immer und am besten sofort verfügbar sein. Konsum, 24 Stunden lang. Jede Woche, jeden Monat, jedes Jahr. Nun gibt es eine Zwangspause. Viele Menschen treibt die Zwangspause in den wirtschaftlichen Ruin. Ich hoffe inständig, dass nicht nur die großen Unternehmen wirtschaftlich vom Staat unterstützt werden. Menschen haben Angst bis hin zu Panik. Das wirkt sich negativ auf ihre Gesundheit aus. Um im seelischen Gleichgewicht zu bleiben, braucht jedes Gefühl von Angst, Panik oder Wut mindestens drei positive Gefühle. Die leeren Regale heute morgen haben mich verunsichert. Ich habe versucht, meine Aufmerksamkeit auf etwas Schönes zu richten. Hierbei habe ich bemerkt, wie freundlich die Verkäufer sind. Auch auf dem Nachhauseweg habe ich in freundliche Gesichter geblickt. Man hält Abstand und lächelt sich doch zu. Der Frühling kennt keine Ausgangssperre. Die Knospen sprießen, wie jedes Jahr im Frühling.Ich bin dankbar, dass ich den Blick auf das Schöne auch in außergewöhnlichen Zeiten, die herausfordernd sind, nicht verloren habe. Das braucht etwas Geduld und Übung. Achtsam - sein kann man lernen:)
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